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Wildes Herz

Wildes Herz

 

Wir alle tragen sie in uns, die Wünsche, Dinge, die wir tun würden, wenn da nicht...., diese Sehnsucht, wer wir sein würden, wäre da nur noch.....

 

Heute beginne ich, über meine ganz persönliche Reise zu schreiben. Die Reise in mein WILDES HERZ ♥.

 

Meine erste Geschichte handelt von Langsamkeit und der Begegnung mit einem jungen Rehbock.

 

In meinem bisherigen Leben bin ich gerannt, gerannt um "alles" zu schaffen. Das hat mich müde gemacht, unzufrieden, fast wie eine Maschine, die in erster Linie funktioniert.

 

Dann der Stopp. Deutlich! Ein klares "So geht es nicht weiter!".


Begegnung mit einem Rehbock

Es ist kurz nach Sieben am Samstag Morgen. Nachdem mein Mann und ich in entspannter Ruhe bei einer Tasse frischem Kaffee gemeinsam den Sonnenaufgang genossen haben, ziehe ich meine alten, bereits zerlöcherten Laufschuhe an und stapfe los. Meine Schritte sind etwas schwerfällig. Ich lasse es so sein. Kein Kritiker in meinem Kopf der bereits nach wenigen Schritten tönt: "Nun mach doch mal! Das geht aber schneller".

Ich bin bereits seit mehreren Wochen zuhause. Müde, erschöpft. Kaputt vom ganzen Tun. Erst seit ein paar Tagen laufe ich wieder, ohne Kilometer- oder Zeit-Ziel. Kein Tracking, kein Handy, keine Uhr. So laufe ich an diesem Morgen los. Ich lasse mich führen, von mir selbst. Meine Beine schlagen eine neue Richtung ein, einen Weg, den ich bislang selten gegangen bin. Gerade bin ich die ersten Schritte im Wald unterwegs, da zeigt sich mir ein Pfad, abseits vom Hauptweg, der zu einer Lichtung führt. Ob der Weg hier weitergeht? Neugierig streifen meine Blicke über die Senke, die vor mir liegt.

Im Schauen entdecke ich einen jungen Rehbock. Seelenruhig scheint er an etwas zu lecken, was ihm offensichtlich gut schmeckt. Auf leisen Sohlen suche ich nach einem guten Stand auf dem unebenen Waldboden. Ich möchte möglichst keine Geräusche verursachen. Der Bock scheint sich nicht stören zu lassen. Ganz im Vertrauen und doch aufmerksam lauschend steht er genüsslich schleckend im Sonnenschein.

Kleine Fliegen krabbeln auf meinen Beinen. Ab und an streiche ich sie leise fort. Mein kleiner Rehbock schaut nun aufmerksam in Richtung Wald. Offenbar gab es dort ein Geräusch oder eine Bewegung, die ich selbst gar nicht wahr nahm. Nach einer Weile des Beobachtens wendet er sich wieder seiner Schleckstange zu.

Inzwischen frage ich mich, wer diese Stange dort aufgestellt haben mag. Ich sehe mich um. Hinter mir gibt es einen Hochstand für Jäger. Meine Gedanken lassen mich übles befürchten. Wurde diese Stange etwa bewusst dort aufgestellt, um Wild anzulocken für einen einfachen Abschuss?

Ich beruhige meine Gedanken. Es hat alles im Leben zwei Seiten. Ohne diese Möglichkeit zu schlecken wäre mir der lange Anblick dieses schönen und anmutigen Tieres wohl nicht möglich gewesen.

Nach einer ganzen Weile scheint mein Reh Appetit auf Grünes zu bekommen. Fast lautlos bewegt es sich ein paar Schritte auf das zarte Grün wilder Brombeerranken zu. Genüsslich knabbert der Bock ein paar Blättchen. Nie mehr als ein paar von jedem Strauch.

 

Ich beobachte ihn noch ein Weilchen. Es gelingt mir, lautlos ein paar Schritte näher zu gehen. Irgendwann dreht er sich um und sieht mich an. Dann scheint er zu realisieren. Ein Mensch! In großen Sätzen springt er in Richtung Wald. In sicherer Entfernung bleibt er stehen, mich beobachtend. Ich entscheide mich, ihm seine Lichtung wieder zu überlassen und gehe davon. Mein wildes Herz, das sich so sehr nach Lebendigkeit und Verbundenheit sehnt, ist von Glück erfüllt.

 

Wäre mir diese Begegnung früher möglich gewesen?

In mir ist ein klares NEIN. Ich wäre wohl an dieser Lichtung vorbei gerannt, getrieben von der Zeit. In meinem Kopf wären Gedanken über die Todo's der nächsten Stunden gewirbelt, ich wäre zu laut gewesen, zu wenig aufmerksam.

Ganz sicher hätte ich ein Foto machen wollen und unachtsam Geräusche verursacht.

In meinem Kopf hätte ich bereits Likes und Herzchen gesehen für meine tolle Aufnahme. 

 

So gehörte der Moment ganz mir. Mir und dem Reh.


Und nun?

Ich möchte mir Zeit nehmen.

Zeit nehmen, meine zart klingende innere Stimme zu hören, über die ich so lange hinweg gegangen bin, bis sie verstummte.

Vielleicht werde ich hier Geschichten erzählen

Vielleicht auch nicht.

 

Vielleicht liest jemand meine Texte

Vielleicht auch nicht.

 

Zum ersten Mal schreibe ich in erster Linie für mich

Mein wildes Herz befreien

ihm dafür geben, was immer es braucht

 

Gerade ist es Langsamkeit

Vielleicht morgen Tanz? 

Ich weiß es nicht...

Ein gutes Gefühl

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